Konzerte und Traditionsveranstaltungen

Konzerte und Traditionsveranstaltungen

 

Regelmäßige Konzertveranstaltungen

Der früheste Beleg für ein öffentliches Konzert des Musikvereins ist das bereits erwähnte „Vokal- und Instrumental-Konzert zum Besten des Kirchenbaues“ im Jahre 1903. Für die folgenden mehr als drei Jahrzehnte sind keine Belege vorhanden. Erst für das Jahr 1935 findet sich, wenn auch nur indirekt, ein Nachweis in der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des MGV Scheuerfeld. Der dortige Chronist schreibt: „Veranstaltungen für soziale Zwecke unterlagen dem Zeitgeist. Der Erlös eines gemeinsamen Konzertes von Musik- und Gesangverein für den Kindergarten überreichte man dem NS-Frauenarbeitsdienst.“ Nächstes Dokument in der Sammlung Johann von Weschpfennigs ist ein Programmzettel für eine „Konzertveranstaltung“ des Musikvereins am 11.04.1937. Ein Zeitungsartikel, von Johann von Weschpfennig handschriftlich ebenfalls auf das Jahr 1937 datiert hat, zeigt, dass sich auch der Musikverein nicht vollkommen der damaligen Politik entziehen konnte. Unter der Überschrift „Musikalische Wünsche für 1680 RM – Wunschkonzert des Musikvereins Scheuerfeld für das Kriegerhilfswerk“ wird berichtet: „Im Saale Eutebach wurde am Samstag nachmittag vom Musikverein ein Wunschkonzert zum Besten des DRK durchgeführt, zu dem die Ortsgruppe der NSDAP Scheuerfeld eingeladen hatte. Der große Saal war bis zum letzten Platz besetzt. Die durch einige Musiker des RAW-Musikzuges Siegen verstärkte Kapelle des Musikvereins wurde von ihrem Kapellmeister v. Weschpfennig in so glänzender Weise geführt, daß der musikalische Erfolg ohne weiteres gegeben war. Für den zahlenmäßigen, unserem Deutschen Roten Kreuz zugute kommenden Ertrag sorgte dann die begeistert mitgehende stattliche Besucherschaft, die sich mit Spenden geradezu überbot.“
Für die folgenden Jahre und die Zeit des 2. Weltkrieges finden sich außer dem Kassenbuch keine Dokumente als Belege für öffentliche Konzerte mehr. Als einzige größere Veranstaltung ist hier ein „Wunschkonzert“ am 21.06.1942 im Saale Eutebach verzeichnet.
Nach Kriegsende finden sich im Kassenbuch für die Jahre 1946, 1947 und 1949 Vermerke über einen „Ball“ im Saale Eutebach. Ab 1951 belegen viele Programmzettel, dass schon in dieser Zeit regelmäßig einmal jährlich ein „Konzert“ veranstaltet wurde. Bis zur Mitte der 1970er Jahre fanden diese Veranstaltungen, manchmal auch als „Frühjahrskonzert“ oder „Osterkonzert“ betitelt, sehr oft am Ostermontag statt. Lediglich für die „Jubiläumsjahre“ des MVS – d. h. die Jahre, in denen an Pfingsten Zeltfeste stattfanden – sind keine großen Konzertveranstaltungen im Frühjahr belegt.
Für die 1960er bis in die 1970er Jahre sind neben den Frühjahrskonzerten auch Konzerte gegen Jahresende, meist am 1. oder 2. Adventssonntag, gelegentlich am Sonntag nach Allerheiligen, belegt, darunter einige Gemeinschaftskonzerte mit dem Kirchenchor sowie den MGV Scheuerfeld und Wallmenroth.
Zum Ende der 1970er Jahre werden die Belege für Frühjahrskonzerte weniger, dafür sind nun neue Veranstaltungen wie die Familienfeier sowie Silversterpartys belegt, außerdem auch (Kur-)Konzerte außerhalb von Scheuerfeld, wie z.B. in Freudenberg, Steimel und Bad Marienberg. Im Jahre 1982 gibt es wieder ein Gemeinschaftskonzert mit dem Männergesangverein Scheuerfeld, diesmal am Buß- und Bettag, weitere vier Gemeinschaftskonzerte sind für die Jahre 1986, 1988, 1889 und 1991 belegt.
1993 und 1994 veranstaltet der Musikverein wieder eigenständige Frühjahrskonzerte in der Turnhalle in Scheuerfeld. Mit dem Frühjahrskonzert 1995 beginnt eine bis heute ununterbrochene Reihe von Frühjahrskonzerten in der Stadthalle in Betzdorf. Zum einen bietet die gute Akustik der Stadthalle mehr klangliche Möglichkeiten, zum anderen wird dieser Veranstaltungsort auch von Besuchern, die von außerhalb der Gemeinden Scheuerfeld und Wallmenroth kommen, gut angenommen. Als zweite Konzertveranstaltung im Jahr gab es von 1993 bis 1998 noch einige mehr volkstümlich orientierte Herbstkonzerte in der Turnhalle in Scheuerfeld.
Erstmals im Jahre 2003 lud der Musikverein zu einem Adventskonzert in die katholische Kirche St. Ignatius nach Betzdorf ein, wo diese seitdem regelmäßig, üblicherweise am 1. Adventssonntag, stattfinden. Das Programm spannt dabei einen Bogen von der düsteren und traurigen Stimmung der Gedenktage des Monats November über die adventliche Vorfreude bis hin zur Feststimmung der Weihnachtsfeiertage. Die besonderen akustischen Eigenschaften des Kirchenraumes haben einen großen Einfluss auf die Programmgestaltung, wobei neben kirchlichen Stücken auch weltliche ihren Platz finden.

 

Traditionelle kirchliche Veranstaltungen

Einen festen Platz im Terminkalender haben neben den Konzerten und Auftritten auf Festen auch heute noch einige kirchliche Veranstaltungen, an denen sich der Musikverein schon seit langer Zeit regelmäßig beteiligt.
An erster Stelle steht hier die Fronleichnamsprozession. Wie die Festschrift aus dem Jahre 1950 berichtet, trat der Musikverein zum ersten Male bei der Fronleichnamsprozession in Betzdorf öffentlich auf. Scheuerfeld hat erst Ende der 1920er Jahre eine eigene Kirche bekommen, während die Kirche in Betzdorf bereits Anfang der 1880er Jahre errichtet wurde. Ein Blasorchester gab es zu dieser Zeit in Betzdorf noch nicht; die Feuerwehrkapelle Betzdorf, aus der später die Stadtkapelle hervorging, wurde erst 1908 gegründet. So ist es zu verstehen, dass die Scheuerfelder, die damals in Betzdorf zur Kirche gingen, auch dort bei der Fronleichnamsprozession mitwirkten. Erst später gab es in Scheuerfeld dann eine eigene Fronleichnamsprozession, und nach dem Bau der Kirche in Wallmenroth verlief der Weg der Prozession zeitweilig sogar von einer zur anderen Kirche. Schon seit vielen Jahren gestaltet der Musikverein die Gottesdienste an Weihnachten musikalisch mit, ebenso begleitet er musikalisch den feierlichen Einzug der Kinder bei der Erstkommunion. Diese Tradition wurde laut Eintragungen im Kassenbuch wohl sogar in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufrechterhalten, sogar wenn hierfür Ausgaben für Aushilfen notwendig waren.
Rückkehr von der Wallfahrt nach Marienstatt 2003

Rückkehr von der Wallfahrt nach Marienstatt 2003

Eine weitere Tradition ist die musikalische Begleitung der Prozession zum Bergkreuz in Wallmenroth, das 1954 als Dank für die weitgehende Verschonung der Gemeinde vom Krieg am Waldweg zwischen Wallmenroth und Katzwinkel errichtetet wurde. In den Geschäftsberichten des Musikvereins finden sich seit 1967 – dem Jahr der Einweihung der Filialkirche „St. Johannes Don Bosco“ – eine große Anzahl von Belegen für eine fast lückenlose Teilnahme.
Auch bei der Wallfahrt nach Marienstatt wirkt der Musikverein traditionell mit. Die Wallfahrt selbst hat eine jahrhundertealte Tradition, wozu es auf der Seite der Abtei Marienstatt heißt: „Kriegerische Unruhen vergangener Jahrhunderte, Pestzeiten, die Aufhebung des Klosters von 1803 bis 1888 und die große Bedrängnis in der Zeit des Nationalsozialismus konnten die Wallfahrt zwar behindern, aber nie zum Erliegen bringen.“ So ist zu vermuten, dass der Musikverein auch schon früh in seiner Geschichte begonnen hat, sich mit der Gemeinde auf den Weg nach Marienstatt zu begeben. Wie viele andere Veranstaltungen hatte auch die Wallfahrt in Laufe der Jahre ihre Höhen und Tiefen. Die vermutlich größte Musikergruppe gab es im Jahre 2005 mit 53 Instrumentalisten unter insgesamt 213 Wallfahrern. Auch ehemalige Vereinmitglieder oder befreundete Musiker nehmen teils lange Wege in Kauf, um bei der Wallfahrt mitzuspielen. Im Jahre 2014 konnte nicht einmal das WM-Gruppenspiel Deutschland – USA die Wallfahrer und Musiker davon abhalten, den Heimweg von Marienstatt nach Scheuerfeld wie gewohnt zu Fuß zurückzulegen: von 28 Musikern, die sich früh morgens auf den Weg gemacht hatten, zog abends immer noch die stolze Anzahl von 16 Musikern in die Pfarrkirche St. Franziskus ein. Dies lässt hoffen, dass diese Tradition so schnell nicht untergehen wird.
 
Der Chronist: Thorsten Becker, Scheuerfeld