Festschriften

Aus den alten Festschriften

 
Die Geschichte des Vereins wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach in den zu den Vereinsjubiläen herausgegebenen Festschriften des Musikvereins dargestellt. Erst jetzt, nachdem sich wieder eine komplette Reihe von Festschriften der Jahre 1950–1970 sowie von 1990 im Vereinsarchiv befindet, ist es möglich, diese miteinander zu vergleichen. Interessant erscheint dabei, wie der Text im Verlauf der Jahre immer wieder geändert wurde. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die Entwicklung der schriftlichen Vereinschronik und machen dabei auch die Informationen wieder zugänglich, die zwischenzeitlich ausgelassen wurden. Die manchmal etwas holprigen Formulierungen sowie die alte Rechtschreibung der älteren Chroniken wurden in den Zitaten unverändert übernommen, lediglich offensichtliche Fehler wurden korrigiert.

 

Die Festschrift von 1950

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Die erste bekannte zusammenhängende Chronik des Musikvereins Scheuerfeld ist in der Festschrift zum 60-jährigen Vereinsbestehen, das am 10., 11. und 12. Juni 1950 gefeiert wurde, abgedruckt. Diese „Chronik des Musik-Vereins Scheuerfeld“ beginnt ohne weitere Einleitung mit der Darstellung der Vereinsgeschichte:
„Im Jahre 1890 traten die Herren Robert Becher, Heinrich Becher, Gustav Arend, Daniel Geldsetzer, Alois Dörner, Friedrich Becker, Wilhelm Zeiler und Johann Wagner zusammen, um eine Musikgruppe zu gründen. Sie bildeten ein Streichorchester und wählten sich Herrn Robert Becher zu ihrem Dirigenten. Nach kurzer Zeit erwachte in den Herren Robert Link, Johann Pfeiffer, Wilhelm Pfeiffer, Friedrich Pfeiffer, Peter Schuster, Wilhelm Schwenk, August Schmidt, Heinrich Pfeiffer und Alois Hundhausen, die teilweise Bläser bei der Katzwinkeler Bergkapelle waren, der Gedanke, sich ihren Ortskameraden anzuschließen und ein Blasorchester zu gründen. So entstand der eigentliche Musikverein Scheuerfeld.
Zum ersten Male zeigte sich der junge Verein bei der Fronleichnamsprozession in Betzdorf in der Öffentlichkeit. Diese Mitwirkung ist auch bis auf den heutigen Tag unentgeltlich beibehalten worden. Im Laufe der Jahre gewann der Verein immer mehr Mitglieder, sodaß das Blasorchester bald eine Stärke von 24 Mann zählte. Da nun die Mitglieder gestützt auf ihr Können sich in bunten Anzügen nicht mehr sehen lassen konnten, beschlossen sie, auch dem Verein nach außen hin ein besseres Aussehen zu geben und legten sich 1905 eine grüne Uniform zu, die jeder selbst bezahlen mußte. Während des ersten Weltkrieges lag der Verein fast vollständig brach, weil die meisten Kräfte eingezogen waren. Nach dem Weltkrieg sammelten sich die Mitglieder wieder zu neuem Schaffen, um den Verein wieder neu aufleben zu lasssen. Im Jahre 1921 übernahm der Organist Bernhard Schmidt den Dirigentenstab, welcher jedoch den Verein durch Versetzung nur bis 1925 führen konnte. Unter seiner Leitung wären besonders zu erwähnen der Gesangwettstreit des Männergesangvereins Scheuerfeld, Denkmaleinweihung in Wallmenroth, Königsvogelschießen des Schützenvereins Betzdorf, Schwimmfest in Betzdorf, Konzert und Ball des Sportvereins 06 Betzdorf, Stiftungsfest des Turnvereins Wallmenroth.
Fronleichnamsprozession in Betzdorf, 1920er Jahre

Fronleichnamsprozession in Betzdorf, 1920er Jahre

Im Januar 1925 übernahm Herr Anton Bähner, Katzwinkel, den Dirigentenstab.
Das Jahr 1926 brachte abermals viel Unglück über den Verein. Anfang des Jahres verließen Herr Peter Becher und Herr Josef Becher den Verein, um nach Amerika auszuwandern. Im Juli starb einer der Besten des Vereins, Herr Ewald Link, und am 26. Oktober verlor er durch einen Unglücksfall seinen Dirigenten, welcher tödlich verunglückte.
Am 2. März 1927 wählte der Verein zu seinem Kapellmeister Herrn Hubert Reinery, Wissen. Unter seiner Leitung nahm der Verein einen derartigen Aufschwung, dass der Chor [sic!] Ende 1927 schon wieder die stattliche Anzahl von 26 aktiven Musikern zählte.
1928 beschaffte sich der Verein eine neue Uniform in marineblau.
1930 am 16. August feierte der Verein sein 40jähriges Stiftungsfest unter Mitwirkung der Honigsessener Birker Bergkapelle, welche ebenfalls unter der Leitung des Herrn Reinery steht. Ein gemeinschaftliches Konzert war der Hauptschlager der Veranstaltung. Von den Gründern lebten noch die Herren Heinrich Becher (Scheuerfeld), Gustav Arend (Scheuerfeld), Daniel Geldsetzer (Betzdorf), Johann Wagner (Kanada), Robert Link (Wallmenroth), Heinrich Pfeiffer (Wallmenroth), Johann Pfeiffer (Scheuerfeld), Wilhelm Pfeiffer (Scheuerfeld), Friedrich Pfeiffer (Wallmenroth), Alois Hundhausen (Betzdorf) und Wilhelm Zeiler. Dieselben brachten noch einen schneidigen Marsch zu Gehör, der großen Beifall fand und der Jubel erst mit einer Zugabe endete. Des Sonntags gemeinsamer Kirchgang mit dem Gesangverein und Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Friedhof. Den Abschluss bildete ein Tanzkränzchen in den Sälen Raab und Eutebach.
Die nächsten Jahre verliefen außer den vielen Konzerten im allgemeinen ruhig. Besonders zu erwähnen wären 1932 gemeinschaftliches Konzert mit dem Männergesangverein in Niederhövels, 1933 gemeinschaftliches Konzert mit dem Männergesangverein in Scheuerfeld, desgleichen das 60jährige Jubelfest des Musikvereins Niederfischbach.
1934 60jähriges Bestehen des Männergesangvereins Scheuerfeld
1936 50jähriges Jubelfest des Männergesangvereins Steineroth und Kirmes in Steineroth
1939 Sängerfest in Weitefeld
Ende 1939 bei Ausbruch des Krieges mußte der größte Teil der Musiker wieder Soldat werden und es konnte abermals die Vereinstätigkeit nur in kleinerem Rahmen aufrecht erhalten werden.
1945 Nach Schluß des schrecklichen Ringens rafften sich erneut wieder die alten Mitglieder auf, um ihren Verein wieder traditionsgemäß zu gestalten. Sie hielten erneut Ausschau nach jungen Kräften und bildeten sie aus. Hier gebührt unserem Freund Johann von Weschpfennig in erster Linie Dank, weil er sich der Mühe unterzog, die Lücken, die der Krieg geschlagen, auszufüllen und in seiner Freizeit die Jugend ausbildete, weil der Kapellmeister […] auch noch nicht zurück und durch ein Kriegsleiden verhindert war, die Führung wieder zu übernehmen. Es gelang ihm schon im Herbst 1948, zum ersten Male mit der jungen Mannschaft mit einem Konzert an die Öffentlichkeit zu treten.
An größeren Aufträgen wurden alljährlich die beliebte Scheuerfelder Kirmes und Pfingsten 1949 das Sportfest in Betzdorf-Bruche ausgeführt. Anfang 1950 übernahm dann wieder Herr Hubert Reinery, Wissen, den Stab.“
An dieser Stelle beendet der unbekannte Chronist des Jahres 1950 die Darstellung der Vergangenheit und schließt mit den Worten: „So sehen wir denn wieder mit großen Hoffnungen der Zukunft entgegen.“

 

Die Festschrift von 1955

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Der ebenfalls unbekannte Verfasser der Chronik in der Festschrift zur Feier des 65jährigen Vereinsbestehens am 11., 12. und 13. Juni 1955 übernimmt die Überschrift und den vorigen Text unverändert und ergänzt am Ende die Ereignisse der vergangenen 5 Jahre:
„Anfang 1951 übernahm Herr Kapellmeister Zacharias den Dirigentenstab. In den nächsten Jahren wurden die Musikfeste in Wissen und Honigsessen besucht. Außerdem wurden jedes Jahr zwei Konzerte veranstaltet. Des öfteren wurde die Kapelle für Sänger-, Sport- und Volksfeste verpflichtet. Besonders zu erwähnen sei das Spielen der Siegprozession nach Kevelaer im Jahre 1952. Aus jedem Anlaß der Gemeinden von Wallmenroth und Scheuerfeld, sei es kirchlich oder weltlich, stellte sich die Kapelle zur Verfügung. In den Jahren 1954 und 1955 marschierte die Kapelle mit 30 Musikern an der Spitze des Kölner Rosenmontagszuges. Das Hauptbestreben unseres Herrn Kapellmeisters Zacharias ist, den Nachwuchs in unserer Kapelle zu fördern. Durch seinen Idealismus gelang es ihm, bis heute 25 junge Musiker heranzubilden, die sich des öfteren schon bei Veranstaltungen der Öffentlichkeit gezeigt haben.“
 

 

Die Festschrift von 1960

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Die Festschrift zur 70. Jahrfeier am 18., 19. und 20. Juni 1960 übernimmt die Überschrift und folgt den vorigen Texten mit einigen Kürzungen, aber ansonsten fast unverändert. Das Ruhen der Vereinstätigkeit während des ersten Weltkrieges wird nicht mehr erwähnt, und die Anschaffung der ersten Uniformen wird statt 1905 nun für das Jahr 1915 angegeben. Dies scheint aber unwahrscheinlich, so dass hier wohl von einem Druckfehler auszugehen ist. Das Jubiläum 1930 wird nur mit dem einleitenden Satz erwähnt, die weiteren Erläuterungen sind ebenso entfallen wie die Hinweise zu Veranstaltungen in den folgenden Jahren bis 1939.
Ab Ende 1939 folgt diese Fassung wieder dem vorigen Text und präzisiert dann: „Anfang 1950 übernahm dann wieder Herr Hubert Reinery, Wissen, die Führung der Kapelle, bis er durch sein Kriegsleiden Anfang 1951 seine Tätigkeit als Kapellmeister aufgeben mußte. Als Nachfolger wurde Herr Karl Zacharias als Kapellmeister gewählt. Das Hauptbestreben unseres Herrn Kapellmeisters Zacharias ist, den Nachwuchs in unserer Kapelle zu fördern. Durch seinen Idealismus gelang es ihm, bis heute 25 junge Musiker heranzubilden.“ Nach dem unveränderten Satz „So sehen wir denn wieder mit großen Hoffnungen der Zukunft entgegen.“ führt der wiederum unbekannte Verfasser weiter aus: „Am 11., 12. und 13. Juni konnte der Musikverein mit einer stattlichen Kapelle sein 65-jähriges Bestehen feiern. Das Fest wurde in einem großen Festzelt unter dem Protektorat des Herrn Amtsbürgermeisters Diffenhard gefeiert. An diesem Jubelfest nahmen 10 auswärtige Musikkapellen teil. Das Fest war für die Geschichte des Musikvereins ein großer Erfolg. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der passiven Mitglieder bedeutend. Auch die Stärke der Kapelle wuchs erheblich, so daß der Musikverein heute über eine Zahl von 42 Musikern verfügt. Letzteres ist ein großes Verdienst unseres Kapellmeisters [Karl Zacharias]. Außer den Konzerten und Festen der näheren und weiteren Umgebung hat der Musikverein den beiden politischen Gemeinden, Wallmenroth und Scheuerfeld, sowie der katholischen Kirchengemeinde Scheuerfeld zu jeder Veranstaltung zur Verfügung gestanden.
Im Jahre 1957 wurde durch das deutsche Konsulat in Maastricht Verbindung aufgenommen mit der Harmonie St. Pieter in Maastricht (Niederlande). Es entwickelte sich ein gutes Verhältnis zwischen beiden Vereinen, welches gekrönt wurde durch einen Besuch der Harmonie St. Pieter im September 1957 – drei Tage in Scheuerfeld – woraus ein Gegenbesuch unseres Musikvereins am 14., 15. und 16. Juni 1958 zustande kam. Wir dürfen wohl mit Stolz behaupten, daß unsere Heimatorte Scheuerfeld und Wallmenroth sich eines Klangkörpers erfreuen können, um den sie viele Nachbarorte beneiden. Im Sinne der 70-jährigen Tradition, die hinter uns liegt, wollen wir nicht aufhören in dem Bemühen, unsere musikalischen Leistungen zu steigern und das Orchester weiter zu entwickeln. Wenn das bisher zu unserer Freude schon weitgehend gelungen ist, so danken wir das dem vorzüglichen Geist in den Reihen unseres Vereins. Wieviel Fleiß, Aufopferung und guter Wille zu einer solchen Gemeinschaftsarbeit gehören, das vermag der am besten zu beurteilen, der die ernsthafte Arbeit in unseren Orchesterproben zu beobachten Gelegenheit hat. Möge unserem Tun die verständnisvolle Liebe der Bevölkerung, aber auch die unumgänglich notwendige Förderung der öffentlichen Körperschaften zuteil werden, derer wir zur erfolgreichen weiteren Arbeit so dringend bedürfen.“

 

Die Festschrift von 1965

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Weitere fünf Jahre später, in der Festschrift zur 75. Jahrfeier am 5., 6. und 7. Juni 1965, gibt sich mit Berthold Mohr erstmals ein Verfasser beziehungsweise Bearbeiter der Chronik namentlich zu erkennen. Unter der Überschrift „Aus der Vereinsgeschichte“ leitet er seine Fassung der Chronik mit den folgenden Worten ein: „Der ‚Musikverein’ Scheuerfeld kann in diesem Jahre auf sein fünfundsiebzigjähriges Bestehen zurückblicken. Dies soll ein ganz besonderer Anlaß sein, das Werden und Wachsen, sowie das vielseitige kulturelle Wirken in der folgenden Chronik festzuhalten, um der heutigen Generation Einblick zu geben in das Wirken der Musiker in Vätertagen.“
Inhaltlich folgt der Verfasser der Chronik in großen Teilen der Fassung von 1960, allerdings formuliert er den Text an vielen Stellen neu. Auffälligster inhaltlicher Unterschied ist die Tatsache, dass der Bezug der ersten Vereinsmitglieder zur Katzwinkeler Bergkapelle nicht mehr erwähnt wird. An einigen Stellen schiebt der Verfasser eigene, wertende Zusätze ein und nutzt mehr stilistische Mittel als seine Vorgänger. So kommentiert er beispielsweise die für den jungen Verein auf 24 angestiegene Zahl der aktiven Mitglieder mit „Fürwahr, ein gutes Omen für die Zukunft“. Über den Beschluss zur Anschaffung der ersten Uniformen berichtet er nicht mehr neutral, sondern schreibt stattdessen: „Dank des Opfersinns und der Gebefreudigkeit der Mitglieder sowie der Freunde und Gönner des Vereins konnte man sich bereits im Jahre 1915 eine eigene Uniform, sie war in grün gehalten, zulegen“. Die wahrscheinlich falsche Datierung übernimmt er dabei von seinem Vorgänger. Auch die Anschaffung der marineblauen Uniformen ist hier mit 1926 angegeben, aber zwischen den Ereignissen der Jahre 1927 und 1930 eingeordnet – vermutlich wiederum ein Druckfehler. Ziemlich stark überarbeitete Berthold Mohr die Beschreibung der Vereinsgeschichte ab dem Jahre 1945:
„Anno 1945, zu Ende des großen Völkerringens, war es das Verdienst der älteren Mitglieder, aber vornehmlich des jetzigen 1. Vorsitzenden Johann von Weschpfennig, der es sich nicht nehmen ließ, in Ermangelung eines Dirigenten die Jugend in selbstloser unermüdlicher Arbeit auszubilden. […] Gelang es ihm doch schon nach harter Arbeit, bereits im Herbst 1948, zum erstenmale mit dem Orchester ein Konzert zu geben.“ Hierzu ist zu ergänzen, dass in einem im Vereinsarchiv befindlichen Exemplar der Festschrift von 1965 die Angabe der Jahreszahl gestrichen und durch den Vermerk „4/12/1949“ ersetzt wurde. Diese handschriftliche Notiz ist mit großer Wahrscheinlichkeit Johann von Weschpfennig selbst zuzuordnen. Die Durchführung eines Konzertes an diesem Datum ist tatsächlich durch einen Programmzettel belegt, aber ob es wirklich das erste Konzert nach der kriegsbedingten Unterbrechung war, kann nicht mehr eindeutig festgestellt werden. Ein exakt gleicher Programmzettel, allerdings mit durch Überkleben und handschriftliche Korrektur geändertem Datum „10.4.50“ und Leiter „Hub. Reinery“ ist Beleg für die Rückkehr des Dirigenten. Weiter schreibt Berthold Mohr: „Anfang 1950 übernahm dann Hubert Reinery die Stabführung der Kapelle, die er aber bald, gezwungen durch ein Kriegsleiden, Anfang 1951 wieder aufgeben mußte. Als sein Nachfolger fungierte nun Karl Zacharias als ganz versierter Kapellmeister, der das Amt auch heute noch inne hat. Herr Zacharias darf wohl voll und ganz den Anspruch darauf erheben, unendliches geleistet und getan zu haben. Ihm war es als schlichtem Menschen in rastloser Arbeit, gepaart mit hohem Können, vergönnt, seinen über alles geliebten Musikverein von Erfolg zu Erfolg zu führen. Die menschliche Sprache ist wohl zu banal, um die Ehrfurcht und die Dankbarkeit für diesen großen Menschen in Worten auszudrücken.“ An dieser Stelle folgt ein hier ausgelassenes Lobgedicht, bevor Berthold Mohr weiter ausführt:
„Erwähnt sei noch, daß Herr Zacharias bereits mehr als 25 junge talentierte Musiker selbstlos ausbildete. Vom 11. bis 13. Juni 1955 konnte der Verein, der zu einer imposanten Kapelle angewachsen war, sein 65-jähriges Bestehen feiern. Das Protektorat übernahm damals Amtsbürgermeister Diffenhard. Zehn Kapellen aus nah und fern nahmen an dem Fest teil. In der Folgezeit stieg die Zahl der Mitglieder, insbesondere der Passiven, ganz bedeutend. Die Kapelle zählte bald die stolze Zahl von 42 Musikern.“ Nach weiteren Übernahmen aus der Chronik von 1960 ergänzt Berthold Mohr: „Es sei noch vermerkt, daß seit 1959 die Kapelle an den Rosenmontagszügen in der Bundeshauptstadt Bonn beteiligt ist. Seit 1960 wirkt die Kapelle an der Gestaltung der öffentlichen Karnevals-Sitzung auf dem Rathausplatz (Marktplatz) am Karnevalssonntag in Bonn mit. Vom 5. bis 7. Oktober 1963 weilte die Musikkapelle St. Pieter (Maastricht) hier als Gast. Noch erwähnt sei, daß die Proben immer gut besucht wurden und daher war es möglich, daß der Verein bei dem großen Konzert am 29.11.1964 mit zwei Kapellen, eine mit 40 Musikern und eine Kapelle mit 18 Jungmusikern, sein großes Können dank des genialen und vortrefflichen Kapellmeisters Karl Zacharias unter Beweis stellen konnte. So tritt nun unser geliebter Jubilar ins vierte Vierteljahrhundert. Er wird immerdar bestrebt sein, seinen guten Namen, dessen er sich in der Welt der Musik erfreut, weiterhin in Ehren zu halten! Auf diesem Wege begleiten ihn unsere besten Wünsche.“ Nach einigen Versen endet die Chronik an dieser Stelle mit der Nennung des Verfassernamens, Berthold Mohr.

 

Die Festschrift von 1970

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In der Festschrift zum 80. Stiftungsfest [!] des Musikvereins Scheuerfeld vom 16. bis 18. Mai 1970 ist Raimund Becker als Verfasser der unter der Überschrift „80 Jahre Musikverein Scheuerfeld!“ abgedruckten Chronik genannt. Sein Text basiert weitgehend auf den Fassungen von 1960 und 1965, wobei es kleinere inhaltliche Abweichungen gibt: Zum einen wird der Name Wilhelm Zeiler in der Aufzählung der Vereinsgründer nicht mehr genannt, zum anderen wird die Anschaffung der marineblauen Uniformen nun mit 1930 angegeben. Weiter liefert Raimund Becker einige Ergänzungen für die Zeit nach 1965:
„Im Jahre 1968 wurde erstmals mit dem Südwestfunk in Mainz Verbindung aufgenommen. Dieser erklärte sich bereit, eine Konzertaufnahme vorzunehmen und auch auszustrahlen. Die Rundfunksendung fand statt am 14. Juli 1969. Kurze Zeit später wurde mit einigen Schallplattenfirmen Verbindung aufgenommen. So entstand dann im Jahre 1970 unsere erste Schallplatte, die von vielen freudig begrüßt wurde.“
Die Chronik schließt mit den Worten: „So tritt nun, geliebter Verein, ins neunte Jahrzehnt deines Bestehens. Auf der ganzen Erde gibt es nur eine Sprache, mit der sich alle Menschen untereinander verständigen können. Es ist die edelste aller Sprachen, die Musik. Musik kennt keine Grenzen. Mögen sich mit dieser Sprache alle Völker der Welt einander näher kommen. Dies sei unser aller Wunsch. Ein Aufruf auch an alle Jugendlichen, haltet stets treu zur Musik. Mit einem Zitat möge dieser Ausschnitt aus der Chronik des Musikvereins Scheuerfeld enden: Alles, was irdisch, wird einmal vergehen, Musika, Musika, bleibe bestehn!“

 

Die Jahre 1975–1985

Während bei den Jubiläen in den Jahren 1950–1970 ein Festbuch herausgegeben wurde, ist im Archiv des Musikvereins für die Jahre 1975 und 1980 jeweils ein einfacher Programmzettel für das Festwochenende überliefert. Die vorhandenen Unterlagen belegen, dass bis 1980 regelmäßig alle fünf Jahre ein Zeltfest veranstaltet wurde. Aus dem Jahr 1985 findet sich allerdings nur ein Programmzettel für ein „Konzert zum 95-jährigen Bestehen“ des Musikvereins, nicht jedoch für ein Zeltfest. Vermutlich ist dieses Jubiläum – bereits mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben bei der Organisation des Festes zum 100-jährigen Jubiläum – etwas kleiner ausgefallen.

 

Das Festbuch von 1990

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Das Festbuch zum 100-jährigen Bestehen ist – wie schon der Name andeutet – um einiges umfangreicher als die vorigen Festschriften. Neben der Chronik des Musikvereins enthält es auch Nachrufe auf zwei wichtige Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte – Karl Zacharias und Johann von Weschpfennig. Außerdem sind hier bereits einige heimatgeschichtliche Informationen abgedruckt, die 2013, zur 1100-Jahrfeier der Orte Scheuerfeld und Wallmenroth, nach weiterer Überarbeitung auch in Buchform (Raimund Becker: Spuren der Vergangenheit – Dokumente der Gegenwart) herausgegeben wurden.
Die eigentliche „Vereinsgeschichte“ des Musikvereins, wiederum verfasst von Raimund Becker, erscheint unter dem Untertitel „100 Jahre Musikverein Scheuerfeld – eine Chronologie über 100 Jahre Kulturleben“ und ist hier nun zum ersten Mal auch mit historischen Fotografien bebildert.
Die Geschichte des Vereins in den Jahren bis 1970 bringt gegenüber den vorigen Fassungen, denen sie mit geringen Abweichungen folgt, nichts Neues. Die Nennung der ersten Teilnahme an einer Fronleichnamsprozession erfolgt im Druck zwar nach der Anschaffung der ersten Uniform – die hier wieder mit der ursprünglichen Jahreszahl 1905 angegeben wird –, diese Vertauschung ist allerdings ein Fehler bei der Übernahme aus der maschinenschriftlichen Textvorlage. Die Anschaffung der marineblauen Uniformen wird im Festbuch von 1990 als „anläßlich des 40jährigen Bestehens im Jahre 1930“ angegeben, diese Datierung erscheint allerdings aufgrund mehrerer im Vereinsarchiv vorliegender Fotos (nach Datierung durch Johann von Weschpfennig aus den Jahren 1923–1928), die allesamt schon diese Uniform zeigen, zumindest fragwürdig.
Nach der Erwähnung der Veröffentlichung der ersten Schallplatte im Jahre 1970 führt Raimund Becker die Chronik fort: „Eine zweite Schallplatte folgte dann wenige Monate später mit Musikaufnahmen, dargeboten von der Schülerkapelle des Vereins.
Rechtzeitig zum 85. Stiftungsfest im Jahre 1975 sah der Verein die dringliche Notwendigkeit zur Beschaffung von neuen Uniformen. Die bis dahin getragenen Uniformen waren nicht mehr zeitgemäß und es konnten auch keine neuen Uniformen gleicher Art mehr beschafft werden, die dringend für den Nachwuchs des Orchesters benötigt wurden. Die 1975 erworbenen Uniformen werden auch jetzt zum 100. Stiftungsfest getragen werden.
Karl Zacharias, beliebter und verdienter Kapellmeister des Musikvereins Scheuerfeld, gab nach 25 Jahren Dirigententätigkeit aus gesundheitlichen Gründen im Jahre 1976 den Taktstock in jüngere Hände ab. In einem großen Instrumentalkonzert in der Turnhalle Scheuerfeld wurde Karl Zacharias mit vielen Dankesworten seitens des Vereines, aber auch aller anderen Vereine und Gremien der Gemeinden, verabschiedet und Hans-Peter Mertens als neuer Dirigent vorgestellt. Mertens, durch seinen Beruf als Musiker mit weitreichenden Beziehungen und Verbindungen zu überregionalen Einrichtungen vertraut, konnte mit dem Blasorchester des Musikvereins in seinen 10 Jahren Dirigententätigkeit viele Erfolge verbuchen. Aus der Vielzahl der Auftritte auf überregionaler Ebene seien an dieser Stelle nur einige aufgezählt, als da sind: Rundfunksendung des Südwestfunks unter dem Titel ‚Heimatmusikanten’ am 1. April 1984, die ‚Euro-Bläser-Party’ des Südwestfunks am 3. Juni 1984, die Teilnahme der Kapelle beim Rheinland-Pfalz-Tag in Worms als musikalischer Vertreter des Landkreises Altenkirchen am 25. Mai 1986 und die Südwestfunk-Live-Sendung ‚Hafenkonzert – Gruß vom Bodensee’ am 24. August 1986.
Seit 1977 gibt der Verein die ‚MVS-Post’ heraus, die alle Mitglieder und Freunde über die Ereignisse im Musikverein Scheuerfeld informiert. Dieser interne Informationsdienst wird regelmäßig an alle Mitglieder verteilt und findet breite Zustimmung. Alljährlich treffen sich die aktiven Musiker am 1. Ostertag in der Frühe auf der Muhlburg, um die österliche Freude den Einwohnern von Scheuerfeld und Wallmenroth instrumental-musikalisch kundzutun. Dieses traditionelle Treffen fand am Ostersonntag 1985 zum 50. Male statt. […]
Am 4. November verbreitete sich die traurige Nachricht, daß der Ehrenkapellmeister des Musikvereins Scheuerfeld, Karl Zacharias, gestorben sei. Voll tiefer Trauer nahmen die Musiker Abschied von ihrem musikalischen Lehrmeister; denn von den aktiven während seiner Tätigkeit als Dirigent waren fast alle durch seine Schule gegangen. Bereits mit 10 Jahren lernte Zacharias ein Instrument spielen und war aktives Mitglied der damaligen Feuerwehrkapelle Betzdorf. Ab 1946 spielte er im Musikverein Scheuerfeld unter der Leitung von Hubert Reinery, bis er 1951 selbst den Taktstock übernahm. In seiner Dirigentenzeit bildete er zahlreiche Jugendliche aus und führte sie zur Musik. Die Schülerkapellen, seine Idee, fanden im weiten Umkreis Beachtung und so war es nicht verwunderlich, daß benachbarte Vereine bald seinem Beispiel folgten und eigene Schülerkapellen bildeten. Viele Auszeichnungen wurden Karl Zacharias zuteil, vor allem durch die Dachorganisationen der Blasmusikverbände. Sein Taktstock war gewissermaßen ein ‚Zauberstab’. Er führte den Taktstock mit dem Herzen. Weil das so war, und weil er, musikpädagogisches Naturtalent, die Liebe zur Musik mit der Liebe zur Jugend verband, strömte sie zu ihm und folgte ihm willig. Über seinen Tod hinaus dankt der Musikverein Scheuerfeld dem Manne, der für die musikalische Zukunft einen festen Grund baute und der in der weit verbreiteten Liebe zur Musik die Höhen und Weiten kulturellen Lebens erschloß. Karl Zacharias war ein Mann, dem der Musikverein Scheuerfeld stets ein ehrendes Gedenken bewahren wird.
Mit dem Namen Musikverein Scheuerfeld ist aber auch ein weiterer Name verbunden: Johann von Weschpfennig, der am 17. Juni 1989 verstarb. Die Musikkameraden nahmen Abschied von einem Manne, der sein Leben ganz der Musik gewidmet hatte. Über die Trauer um den Tod von Johann von Weschpfennig hinaus muß aber an dieser Stelle kundgetan werden, was er in seinem Musikerleben für den Verein geleistet hat. Bereits mit 12 Jahren lernte er das Klarinettenspiel. ‚Ich war da, wo die Musik spielte’, sagte er. Nach Kriegsende leistete er enorme Aufbauarbeit für den Verein, bildete selbst Musiker aus und leitete zeitweise das Orchester. Johann von Weschpfennig war von 1952 bis 1971 1. Vorsitzender des Vereins und wurde dann zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im Jahre 1984 mußte er seine aktive Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen beenden und schenkte seine Klarinette dem Verein zur Ausbildung von Jugendlichen. Oft aber war er nach der Beendigung seiner aktiven Tätigkeit noch in den Musikproben zu sehen und stand seinen Kameraden mit Rat und Tat zur Seite. Johann von Weschpfennig darf mit Fug und Recht den Anspruch darauf erheben, Unendliches für den Verein geleistet zu haben. Die menschliche Sprache ist zu banal, die Dankbarkeit für diesen Menschen in Worten auszudrücken. Sein Wunsch, das 100. Stiftungsfest des Musikvereins Scheuerfeld zu erleben, wurde ihm nicht mehr erfüllt. ‚Ich werde dem Muskverein Scheuerfeld die Treue halten bis zu meinem Tode.’ Dieser Ausspruch von Johann von Weschpfennig hat sich bewahrheitet. Über seinen Tod hinaus wird der Verein seiner stets gedenken und in den Erinnerungen mit ihm verbunden bleiben.
Durch ihren unermüdlichen Einsatz haben sowohl Karl Zacharias als auch Johann von Weschpfennig den Herzschlag der Gemeinden maßgeblich beeinflußt. Dies soll allen Musikern stets am Herzen liegen.
Kommen wir aber zurück zur jüngsten Vereinsgeschichte. Nach 10 Jahren erfolgreicher Arbeit beendete Hans-Peter Mertens seine Dirigententätigkeit beim Verein im Jahre 1986. Herr Norbert Buhrmann aus Betzdorf übernahm dann für zwei Jahre die Leitung des Orchesters. 1989 wurde Herr Klaus Weller aus Herdorf im Rahmen eines Gemeinschaftskonzertes als Dirigent vorgestellt.
[…] Stolz beflügelt den Verein, daß die erfolgreiche Jugendarbeit weiter erfolgen kann, wenngleich das Freizeitprogramm durch die Massenmedien immer abwechslungsreicher geworden ist. 29 Schüler und Jugendliche sind derzeit in der Ausbildung. Dieses Schülerorchester gab sein Debüt anläßlich eines Instrumentalkonzertes am 31. März 1990. Dank eines solchen Nachwuchses kann der Verein voll Optimismus in die Zukunft schauen.“
Weiter weist der Chronist darauf hin, dass eine Chronik in dieser Form nie vollständig sein könne und verweist auch auf viele andere Aktivitäten wie Konzerte, Ständchen, die Mitwirkung bei kommunalen und kirchlichen Veranstaltungen sowie auf Musikfeste, Fahrten, Ausflüge und vieles mehr. Schließlich schreibt er: „Im Sinne der 100jährigen Tradition, die hinter dem Verein liegt, wird er auch für die Zukunft nicht aufhören, die musikalischen Leistungen zu steigern und das Orchester weiter zu entwickeln. Möge diesem Tun auch weiterhin die Liebe der Bevölkerung zuteil werden, damit das Orchester auch im Sinne der Gründer des Vereins vor 100 Jahren das Erbe der Väter fortführen kann […]“ Die Chronik endet an dieser Stelle mit weiteren guten Wünschen für das 2. Jahrhundert des Vereinsbestehens.